Insiderwissen ist toll. Vor allem, wenn man (ich) plötzlich feststellt, dass man (ich) welches hat.
Macht es da was aus, schmälert es die Freude, wenn das betreffende Fach „Abwegige Methoden der Damenoberbekleidungskonstruktion“ heißt?
Gepflegtes Sportnähen im englischen Stil
Also gut, ich hole mal ganz kurz aus:
Die allerwunderbarste Fernsehsendung der Welt ist aktuell der „Great British Sewing Bee“, zu Deutsch etwa „der großbritannische Nähzirkel“. Stimmt, auf Englisch klingt‘s besser.
Das ist eine Reality-Show mit Wettbewerb, so etwa wie das „Kochduell“ oder, Gott bewahre, „Deutschland Sucht Den Superstar“. Nur dass es hier ums Nähen geht. In jeder der bisher drei Staffeln wird der „beste Amateur-Näher in Großbritannien“ gesucht (seid ihr noch da?).
Am Anfang treten also zehn Kandidaten an und nähen um die Wette. Es geht ganz zivil los, in Staffel 1 zum Beispiel mit einem schlichten Rock in A-Form. Zeitvorgabe: Zweieinhalb Stunden. Das schaffe ich auch.
Von Folge zu Folge wird’s schwieriger: Ein perfekt sitzendes Etuikleid, ein klassisches Herrenhemd, ein präzise gefältelter Kilt (umgotteswillen nicht die Tartanstreifen gegeneinander verrutschen), ein Haute-Couture-Abendkleid! Alles gegen die Uhr.
Das klingt erstmal abstrus, ist aber hochspannend – vor allem, wenn man Ahnung von der Materie hat:
Eine Kandidatin beschloss im Alleingang, das Schrägband für ihr Korsett selber anzufertigen, anstatt wie alle anderen welches von der Rolle zu verwenden. Da musste ich, ganz untypisch für mich, den Fernseher anschreien:
„Naiiiiiin! Spinnst du, das kostet dich doch viel zu viel Zeit!!“
(Mein Mann zuckte ordentlich zusammen und guckte mich die folgenden Minuten nur merkwürdig an, als ich ihm erklärte, dass man ein Schrägband so und so herstellt und dass das sehr zeitaufwendig ist, wenngleich selbst gemachtes natürlich schöner ist, aber dass man in diesem Fall angesichts des Zeitdrucks doch besser …..)
Das Wunderbare am GBSB ist der freundliche, halt sehr britische Tonfall, mit dem alles präsentiert und inszeniert wird. Kein Zickenkrieg, kein Fremdschämen, keine Häme.
Die Juroren May Martin und Patrick Grant. Patrick. ❤ seufz ❤ |
Schräges Teil!
In einer der letzten Folgen ging es um ein japanisches Schnittmuster: Ein kurzärmeliges Oberteil mit diagonalem Fall, das aus einem einzigen Schnittteil besteht und zu dem den verwirrten Nähern auch keine Konstruktionsanleitung geliefert wurde.
Modell Nr. 4 aus „Drape Drape 2“ von Hisako Sato |
Und nun zum Grund meiner Freude: Ich kannte den Schnitt! Hatte ihn sogar selbst gerade erst eine Woche zuvor genäht!
Zwar nicht genau das Modell aus dem japanischen Buch, das anscheinend in der Sendung verwendet worden war, aber eine Variante davon: Nämlich „Mono“ von So! Pattern.
Nähblogger-Pose Nr. 17 |
So sieht das Teil am Kleiderbügel aus. WTF?! Die rote Beleuchtung kommt übrigens vom Sonnenuntergang. |
So sieht es bei So! Pattern aus. |
Stoff: Chamäleon-Jersey von der Creativmesse |
Viele Folgen des Great British Sewing Bee könnt ihr euch übrigens auf Youtube anschauen!